basement - Raum für Kunst
Zeitgenössische Positionen zur Architektur im Schatten der Mauer
Ausstellung vom 14. Juli bis 30. September 2023
Eröffnung am Donnerstag, den 13.07.2023, von 18–21 Uhr

mit Arbeiten u.a. von
Filipa César, Otto Eglau, Efraim Habermann, Mila Hacke, Martin Pfahler, Jens Reinert, Hansjörg Schneider, Hans Martin Sewcz, Frans van Tartwijk, Tim Trantenroth, Sinta Werner und Patricia Westerholz
Ausstellung vom 14.07.–30.09.2023
Eröffnung am Donnerstag, den 13.07.2023, von 18–21 Uhr
Zugang über den Weltkugelbrunnen
Tauentzienstr. 9-12, 10789 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch–Samstag von 14–19 Uhr
an Feiertagen geschlossen

Frans van Tartwijk, Heilstaat (Utopie), Acryl auf Papier, 140 x 100 cm, 2019
Martin Pfahler, Collapsed Structure (Kottbusser Tor), Sperrholz, Metall, Lack, 350 x 400 x 90 cm, 2006
Tim Trantenroth, o. T., aus edition humboldt forum, Acryl auf Nessel, verschiedene Formate, 2021
Sinta Werner, o.T. aus der Reihe Schattenfassaden, geschnittene und gefaltete Archivpigmentdrucke, 53 x 44 cm, 2012
Hans Martin Sewcz, Selbstportrait Checkpoint Charlie 1988, Gelatine Silver Print, 177 cm x 80 cm, 1992 Aus der Serie ZEITACHSEN / Sequenzen 1987-1992
Tim Trantenroth, o.T. (Wyschywanka), Acrylfarben auf Glas, 2023

Otto Eglau, ICC, Berlin, Farbradierung, 49 x 34,5 cm (Blatt), 1981
Sinta Werner, Die szenische Auflösung IV, analoger Schwarz-Weiss Abzug, 95 x 78 cm, 2013
Filipa César, Allee der Kosmonauten, Filmstills, 16 mm digitalisiert, 8:17 min, 2007


Hansjörg Schneider, aus der Werkgruppe „Bild & Heimat“, 2005-2020
Hans Martin Sewcz, o.T. (Centrum Warenhaus), Aluminium, 205 x 250 x 46 cm, 2023
Patricia Westerholz, Ano Poli 3, 2022 Cut out aus Hahnemühle Archivkarton, 100 x 140 x 2,5 cm (Papiermaß), 2022

Jens Reinert, Böcklerpark 2, Öl / Baumwolle, 150 x 210 cm, 2017
Hansjörg Schneider, aus der Werkgruppe „Bild & Heimat“, 2005-2020
Wir bauen eine Stadt
zeitgenössische Positionen zur Architektur im Schatten der Mauer
Die Errichtung der Mauer „zementierte“ die Teilung und zerstörte jede Vision einer vereinten Stadt. In der Folge entstanden in Ost- und West-Berlin unterschiedliche stadtplanerische Konzepte, mit deren Ergebnissen sich bis heute Künstler*innen in ihren Arbeiten auseinandersetzen.
Die Ausstellung „Wir bauen eine Stadt“ zeigt hier exemplarisch für den Wohnungsbau ausgewählte Arbeiten zum Zentrum Kreuzberg (bis 2000 Neues Kreuzberger Zentrum, kurz NKZ) und zum Wohnkomplex Böcklerpark in West-Berlin, sowie der Allee der Kosmonauten in Ost-Berlin.
Sinta Werner und Martin Pfahler nähern sich in ihren Arbeiten mit der Methode der Verfremdung und Erweiterung der Architektur des NKZ von Johannes Uhl und Wolfgang Jokisch an, während sich Filipa César mit einem sehr subjektiven Blick in ihrer narrativen Videoarbeit entlang der Allee der Kosmonauten bewegt. Das stimmungsvolle Gemälde der Wohnsiedlung Böcklerpark von Jens Reinert wirkt fast fotografisch, wobei die abgebildeten Betonbauten aus den 1970er Jahren geradezu idyllisch erscheinen.
Ungewöhnliche Sichtweisen zeigen auch die romantische Darstellung des ICC bei Mondschein von Otto Eglau oder der psychedelische Wandteppich der Gedächtniskirche aus den 1980er Jahren einer unbekannten Künstlerin. In der umfangreichen Serie „Bild & Heimat“ von Hansjörg Schneider werden die Wiederaufbauleistungen der Nachkriegszeit auf populären Postkarten in neue Utopien verwandelt. Hier spielen die Gesetze von Physik und Perspektive keine Rolle mehr – die Transformationen erschließen neue urbane Räume. Die präzisen Panoramafotos von Mila Hacke vermitteln das Raumgefühl des minimalistischen Baukörpers der Neuen Nationalgalerie, während die Ausschnitte der Schwarz-Weiß-Bilder von Efraim Habermann die geometrischen Aspekte der fotografierten Gebäude betonen. In den Bildern von Frans van Tartwijk entwickeln sich Gebäude scheinbar wieder zurück in Architekturmodelle, seine Malerei transformiert real existierende Architektur in unwirkliche Welten.
Die beiden Selbstportraits aus der Serie ZEITACHSEN / Sequenzen von Hans Martin Sewcz, vor dem Europacenter und am Checkpoint Charlie zeigen symbolträchtige Orte, die im Berlin der Wendejahre Sinnbilder für ein Versprechen von Freiheit waren. Die Fassadenelemente des in den 1970er Jahren eröffneten Centrum Warenhauses, in der Ausstellung Teil der Installation von Hans Martin Sewcz, sind ein markantes Beispiel für die Nachkriegsmoderne in Deutschland. Die wabenartige Aluminiumfassade des Centrum Warenhauses ist ein Sinnbild für die Fassadengestaltung in den 1970er Jahren geworden. Diese Fassaden, die von Metallarbeitern wie Fritz Kühn entworfen wurden, weisen enge Bezüge zu
byzantinischen Mustern auf. In ihren Werken „Ana Poli“ greift Patricia Westerholz diese Art von Relief auf und spielt mit dessen Zwei- und Dreidimensionalität.
Herkunft und Provenienz der Ornamente spielen auch bei den Wyschywanka-Mustern eine Rolle, die Tim Trantenroth auf einige der Fenster im Ausstellungsraum übertragen hat. Diese Motive haben starke Bezüge zu den ukrainischen Mustern der Betonfassade des Berliner Café Moskau. Tim Trantenroths Bilder seiner Arbeitsgruppe „edition humboldt forum“ haben einen offensichtlichen Bezug zur Fassade des Palastes der Republik, können aber auch als ein ironischer Kommentar zu seiner
Kunst-am-Bau-Arbeit im Humboldt-Forum verstanden werden.
Das Basement zwischen Europa Center Berlin und Weltkugelbrunnen gelegen, ist seit Januar 2023 als temporärer Ausstellungsort für Kunst der Gegenwart des Fachbereichs Kultur Charlottenburg-Wilmersdorf geöffnet.
künstlerische Leitung: Oliver Möst
weitere Informationen zu unserem Rahmenprogramm
finden Sie unter: www.basement-berlin.com
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