Basement

Das Basement zwischen Europa-Center Berlin und Weltkugelbrunnen gelegen, ist seit Januar 2023 als temporärer Ausstellungsort für Kunst der Gegenwart des Fachbereich Kultur
Charlottenburg-Wilmersdorf geöffnet.

© Christina Zück

Zobra

der Blick auf Tiere

Ausstellung vom 21. April bis 24. Juni 2023

Eröffnung am Donnerstag, 20. April 2023, 18–21 Uhr

Alle Informationen hier.

Inspiriert durch Friedrich Seidenstückers Fotografie von Boulette, die ihren Vater Knautschke in den Po beißt, beleuchtet die Ausstellung „ZOBRA, der Blick auf Tiere“ den Wandel des künstlerischen Blicks auf Tiere in den letzten Jahrzehnten. Das Bild zeigt die beiden Flusspferde in ihrem Gehege im damaligen Berliner Zoo. Im Hintergrund ein Schild mit dem Hinweis „Achtung böse“. Der naturalistische Abbildungsstil ist einer kritischen Auseinandersetzung gewichen, die den Blick auf Tiere als Spiegel unseres eigenen Wesens betrachtet. Die Ausstellung präsentiert achtzehn verschiedene künstlerische Positionen, die die Frage aufwerfen, wie wir mit Tieren umgehen und sie als Lebewesen, Nahrungsmittel, Schutz- oder Unterhaltungsobjekte betrachten.

Klassische Positionen, wie die von Erika Lindner und Heinz Spilker, die täglich im Zoo gezeichnet haben, Hans Bautz, Annemarie Haage, Reneé Sintenis und die humorvollen Fotos von Friedrich Seidenstücker wurden durch die Artothek Charlottenburg Wilmersdorf zur Verfügung gestellt. Historische Darstellungen von Tieren sind ebenso Teil der Ausstellung wie zeitgenössische Werke, die den Blick auf Tiere weg vom Abbild hin zu einer vielschichtigen Betrachtung lenken. Der veränderte Blick auf Tiere setzt mit der Position von Hildegard Ochse ein, Sie hat in den frühen 1980er Jahren mit Ihrer Serie „Gastland Bundesrepublik Deutschland“ die Situation von Tieren in Gefangenschaft gezeigt. Mein Anliegen in der Zusammenstellung der Arbeiten war es unterschiedliche Positionen zusammenzubringen, humorvolle, kritische und nachdenkliche.

Fragen zur Wahrnehmung von Tieren und ihrem Habitat werden in den Werken von Neozoon, Katrin Hoffert und Anne Hölk aufgegriffen, während Susanne Rings Arbeiten den Blick auf das Tierabbild lenken, welche Formen, Körper und Farben lassen uns ein Tier (wieder) erkennen?

Das Artensterben thematisiert Ramona Taterra mit ihrer mehrteiligen Arbeit „Seid ihr noch da?“. Die Werkreihe zeigt einen exemplarischen Ausschnitt von bedrohten Spezien aus Einträgen der Roten Liste, die im Laufe der Ausstellung schrittweise verschwinden werden. Es bleibt ein lückenhafter Flickenteppich aus QR-Codes und Skizzen, der dieses lautlose und unumkehrbare Verschwinden versucht zu verdeutlichen. Betina Kuntzsch hingegen erweckt in ihrem Video „Zooo“ die Tiere auf dem U-Bahnhof der Linie 9 zum Leben und kehrt den Blick um.

Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung ist der Blick der Tiere zurück auf uns, der subjektive Bewertungen hervorruft und somit als Replik auf John Bergers1 These des Spiegels der eigenen Seele fungiert. Die Arbeiten von Jaap de Ruig, Katharina Moessinger und Christina Zück betonen diese Vorstellung, die einen großen Teil unserer eigenen Sichtweise auf Tiere ausmacht. Die Ausstellung präsentiert somit ein breites Spektrum an Perspektiven und stellt die Frage nach unserem Verhältnis zu Tieren und ihrer Rolle in unserer Gesellschaft.

1Siehe: John Berger: ,Warum sehen wir Tiere an?’, in: Das Leben der Bilder oder Die Kunst des Sehens, übersetzt von Lisa Mengden. Berlin: Wagenbach 1995 [1980]

 

mit Arbeiten von
Hans Bautz, Ursula Böhmer, Betina Kuntzsch, Anne Hölck, Annemarie Haage, Katrin Hoffert, Erika Lindner, Katharina Moessinger, Neozoon, Hermann Fritz Neumann, Hildegard Ochse, Susanne Ring, Jaap de Ruig, Renée Sintenis, Friedrich Seidenstücker, Heinz Spilker, Ramona Taterra und Christina Zück

©Katharina Moessinger

Kuscheltier IX, 2012

gegerbte Braunbärfelle, Füllwatte, Metallgestell, Kunstharz

H 215 x B 100 x T 120 cm sitzend