Weiß an Weiß

Christoph Damm

Installation, Malerei

Ausstellung
vom 17. April bis 27. Mai 2012

Eröffnung
am Sonntag, 15. April 2012 | 13 Uhr

Begrüßung
Klaus-Dieter Gröhler, 
Bezirksstadtrat
Elke von der Lieth,
Kommunale Galerie Berlin

Einführung
Stephan Reisner, 
Freier Autor

Meine großen Themenbereiche sind die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Kultur. Das Interesse gilt dem Begriff der Lebendigkeit. Der Inbegriff von Lebendigkeit sind Bewegung und Wandel.

In der Ausstellung "Weiß an Weiß" zeige ich weiße Malerei und in weiß gehaltene Installationen. Ich sehe die Ausstellung im Spannungsfeld zwischen der Installation und der Malerei, zwischen gegenständlichem Wirklichkeitsbegriff und demgegenüber einem abstraktem Bildbegriff, als rein visueller Empfindung. So spannt sich ein Bogen von der gegenständlich starren bis hin zu fließenden, empfindenden Weltauffassung. Dabei interessiert mich besonders ein möglicher Zusammenhang zwischen "leer“ und "lebendig sein". Mit "leer" meine ich hier, dass nichts vorhanden ist. Lebendig sein beinhaltet Wachstum und Veränderung.

Ich wende mich im Folgendem inhaltlich der Betrachtung des Wortes "leer" zu. Tatsächlich enthält "leer" den Wortstamm "lari", der umschreibt, dass etwas vom abgeernteten Feld aufgelesen werden konnte. Es wird dabei in ein noch inhaltsloses Gefäß eingesammelt. Weiter beinhaltet es das Auflesen der Ähren, der an die landlosen Armen freigegebenen abgeernteten Felder - zum Ährenlesen. Gleichzeitig umschreibt der Begriff des Körnerlesens inhaltlich die Möglichkeit, sich durch die Tätigkeit des Sammelns eine Überlebensgrundlage zu schaffen. Mit dieser Wortherleitung wollte ich zeigen, dass in dem Wort"leer" ein Prozess steckt, eine Antriebsfeder, der die Annäherung an Leere untrennbar mit dem Gesetz des Entstehens und der daraus folgenden Tätigkeit einhergeht.

Was meint nun "leer" in Bezug auf meine Werke?
Der Tisch ist leer - leer von Speisen.
Die weißen Bilder entbehren der Farbe.
Dem Stuhl mangelt es an seiner Funktionalität.

Möglicherweise ist hier nichts von dem von Ihnen Vorgestellten vorhanden. Man muss sich auf die zarten Andeutungen und die Auslassungen einlassen. Diese Werke eröffnen eine Fülle von anderen Erfahrungen und Einsichten: Die Funktion des Stuhls z. B. wird inhaltlich durch den Herstellungsprozess, durch Form und Farbe erweitert. Er steht nun für die Idee von Kulturtechnik.

Das künstlerische Schaffen verlangt ein kontinuierlich selbstkritisches Betrachten. Ich will die festen Bewertungen und Vorstellung aufbrechen und hinterfragen, um das tatsächliche Wesen der Dinge und deren Gegebenheiten zu ergründen, um somit die mit Vorstellungsbildern durchdrungenen Wahrhaftigkeiten zu entwirren.

Das Wichtigste für mich ist "IN DER TAT SEIN". Immer wieder versuche ich mich vom Vergangenen zu lösen, aktiv bewusst gegenwärtig zu sein und mich den unbewussten Möglichkeiten des Zukünftigen zu öffnen.

Christoph Damm 1964 in Nürnberg geboren, lernte das Schreiner Handwerk mit anschließender Berufspraxis. Später studierte er Kunsttherapie/-pädagogik im Fachbereich Bildenden Kunst an der FH Ottersberg. Er lebt und arbeitet in Berlin.