Amin El Dib

Inszenierte Bildnisse (1988-2003)

Amin El Dib, R 238-11, © Amin El Dib

Ausstellung 
vom 29. März bis 24. Mai 2015 

Zur Eröffnung spricht
Janos Frecot, Fotokurator 

Amin El Dib, 1961 in Kairo geboren, studiert von 1983 bis 1990 Architektur an der Technischen Universität Berlin. Zeitgleich beginnt seine intensive Auseinandersetzung mit der Fotografie. Seit 1992 arbeitet Amin El Dib als freier Fotograf und zeigt seine Werke in Ausstellungen. Er ist Gründungsmitglied des Berliner Kunstvereins ‚empty room e.V.‘ und Mitglied in der Deutschen Fotografischen Akademie. Seine Arbeiten sind in renommierten öffentlichen Sammlungen vertreten. 

Amin El Dib arbeitet in umfangreichen Werkgruppen, die ihn oft jahrelang beschäftigen, die sein Leben begleiten und bestimmen. Die Serie der „inszenierten Bildnisse“ entstand von 1988 bis 2003 in Berlin und umfasst mehr als 350 Werke. Die Werkgruppe ist nun erstmals in einer Ausstellung in Berlin zu sehen – mehr als zehn Jahre nach Ihrer Entstehung. Erst jetzt haben die inszenierten Fotografien die „richtige Patina“, sagt Amin El Dib. 

„Lange Zeit stand die Auseinandersetzung mit dem Bild des Menschen im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit: Wann erscheint ein Mensch im Bild dem Betrachter als souveränes Gegenüber? Wie viel von einem Menschen kann ich aus dem Bild entfernen, ohne dass die Individualität der Fotografierten verloren geht? Wie lassen sich Beziehungen im Bild darstellen? Und: Wie verhält es sich mit der Materialität von Fotografie und Abgebildetem? Das sind zum Beispiel Fragen, mit denen ich mich beschäftigt habe“, so der Fotokünstler zu seiner Bildserie. 

Durch die bewusste Inszenierung der Personen entstehen Kunstfotografien nach den klassischen Kompositionsregeln und Fototechnik: alles in schwarz-weiß, im quadratischen Format, unverkennbar analoge Fotografie. Ihre herausragende Qualität ist die nahezu unendliche Offenheit, die uns tiefe Einblicke gewährt. 

Die Ausstellung präsentiert in 45 ausgewählten Fotografien ein besonderes Berlin-Bild, das Nähe und Intimität verheißt, dabei kennt nur der Fotograf die ausgewählten Personen. Eine zufällige Begegnung von menschlichen Existenzen: Frauen und Männer, alte und versehrte Personen, Paare, Mutter und Kind. Vor der Kamera von Amin El Dib geben sie sich preis und zeigen Verletzlichkeit, Stolz, Trauer und noch viel mehr. Amin El Dib hat eine eigene Bildsprache gefunden, die sich in dieser Werkreihe offenbart. Für den Bildbetrachter eine überaus lohnende Aufgabe, das Geheimnis seiner Bilder zu entschlüsseln. Eine Hommage des Fotokünstlers Amin El Dib an die Stadt Berlin. 

„Amin El Dib arbeitet in größeren Werkgruppen, die ihn oft jahrelang beschäftigen, die sein Leben begleiten und bestimmen. Umgekehrt wirken einzelne Momente dieses Lebens auf die Ausformung mancher Arbeitsweisen und damit die Art der Bilder zurück; das reicht von Spaziergängen mit dem Hund über familiäre Reisen nach Ägypten bis zu erotischen Obsessionen. Oft genug jedoch definieren die Arbeitsprozesse der Photographie selbst seine Arbeit: Was im Negativdruck geschieht, ist genau so spannend wie die Frage nach der Größe, dem Ausschnitt, dem Seitenverhältnis und der Grauwertverteilung von Bildern. Ein guter Teil seiner Radikalität des Œuvres verdankt Amin El Dib dem Umstand, dass er jeden Parameter seiner photographischen Arbeit gleich ernst nimmt – nichts ist zu klein, als dass es nicht die Wirkung seiner Bilder verändern könnte. 

Amin El Dib, R 475-1, © Amin El Dib

Bei alledem ist Amin El Dib ein Künstler, den das Endprodukt seiner Arbeit brennend interessiert: Er schafft Bilder. Jedes dieser Bilder steht – ungeachtet der Tatsache, dass es im Kontext einer Serie entstand – für sich allein da, repräsentiert ihn als Künstler und sein Werk als Œuvre. Klassische Kompositionsregeln haben in diesem Prozess der Bildwerdung ebenso viel Bedeutung wie die Verfahrenstechniken der Photographie. Das Beharren auf dem Bildermachen befreit den Künstler Amin El Dib im übrigen von lästigen Fragen nach dem Ursprung seiner Bildideen: Sie sind einfach da, genau so wie die Bilder einfach da sind. Als Bild jedoch muss jedes Einzelne von ihnen entschlüsselt werden, eine ebenso wunderbare wie lohnende Arbeit – für die Bildbetrachter.“ 



Katalog zur Ausstellung: 
Amin El Dib
Autonome Bilder

mit einem Essay von Rolf Sachsse
Dt./ Engl.
Peperoni Books, 2011 
ISBN: 978-3-941825-22-2 
40,- EUR 


Rahmenprogramm 
am Sonntag, 17. Mai 2015 | 11:30 Uhr 
Führung durch die Ausstellung mit dem Fotografen Amin El Dib

Amin El Dib, R 499-10, © Amin El Dib
© Amin El Dib
© Amin El Dib