FRANEK

Ein Erinnerungskaleidoskop

Malerei | Objekte | Artefakte

CRAYFISH, Mischtechnik auf Fermacell, 37 x 32 cm, 2014

Ausstellung 
vom 6. September bis 11. Oktober 2015 

Eröffnung 
am Sonntag, 6. September 2015 | 12 Uhr

Zur Eröffnung spricht
Eckhart Gillen, Kunsthistoriker und Kurator 

Die Kommunale Galerie Berlin zeigt die Ausstellung im Rahmen von 70 Jahre Kriegsende 1945-2015. Begleitend zur Ausstellung erscheint die gleichnamige Publikation im Nicolai Verlag, Berlin. 
„...vielleicht ist nichts furchtbarer und unheimlicher an der ganzen Vorgeschichte des Menschen, als seine Mnemotechnik. Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt: nur was nicht aufhört, wehzutun, bleibt im Gedächtnis.“ Dietmar Kamper: Zeichen als Narben. In: Elementarzeichen, (Hg.): Neuer Berliner Kunstverein.1985, S.163 

Krieg gibt es seit Menschengedenken. Er hinterlässt Erinnerungsspuren, Narben einer ausgelöschten Vorgeschichte. Schon das Wort KRIEG weckt Ängste, negative Gefühle, Abwehr – aber auch Faszination, insbesondere wenn eigene Familienschicksale damit verbunden sind. Auf dein Werk zurückblickend fallen dir Motive auf, die dir in Augenblicken deines Lebens – insbesondere deiner Kindheit - begegnet sind, die du gesehen, wahrgenommen aber nicht verstanden hast: verrätselte traumatische Simulakren. 
Hat deine Kindheit etwas mit deiner Kunst zu tun? Warum beschäftigst du dich seit Jahren mit dem Thema „Kindersoldaten“ (s. Kinderspiele-paradiesisch), mit Kriegsspielzeug und Kriegsgeschehen? Es geht nicht um Inhaltsdeutung, sondern um eine Verknüpfung von Leben und Werk, die sich in immer wiederkehrenden Motiven offenbart – eine Ikonografie der eigenen Position im künstlerischen Prozess. Die Bilder entstehen in der Erinnerung. Diese ruft die Bilder nicht nur hervor, sondern schafft auch Assoziationen. 

Wie „Jump Cuts“ , die die klassischen Regeln der Kontinuität brechen, werden die Erinnerungsmomente und die zeitigen Kriegsinformationen als Sprung wahrgenommen. Alte Familienfotos, Zeitungsausschnitte, aktuelle Kriegsberichte aus den Medien, Informationen aus dem Internet und eigene Urbilder lösen sich aus dem historischen Zusammenhang und erfahren beim Malen ein neues bildliches Dasein – oft bleibt nur eine Erinnerungsspur als Auslöser, die sich manchmal sogar angesichts der vielen Kriegsgeschehnisse verliert. So haben die Bilder nicht nur eine persönliche, sondern bekommen auch eine kollektive Bedeutung. Erinnerung, Fiktion, Reales und Kollektives vermischen sich. 

Den Bildern werden Texte zugeordnet: kleine Geschichten, angedeutete Informationen. So wie ein Schauspieler sich eines Subtextes als Technik bedient, um den künstlerisch überformtenText mit Leben und Ausdruck zu füllen, so bilden die den Bildern zugeordneten Texte eine Art implizite Bedeutung einer Mitteilung: SUBTEXT. Es entsteht eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Gegenwart, gespiegelt im bildnerischen Werk – eine Zeitschleife – wo sich Vergangenheit und Zukunft kreuzen. 
„...diese Bilder über eine Kindheit im Krieg haben eine Bildsprache entwickelt, die im Unbewussten gespeicherte Bilder zutage fördern und unmittelbar den Betrachter ansprechen. Sehr anrührend das Bild des Zuges, der sich in Bewegung setzt ohne die Mutter, das Gefühl allein zu sein...“ 
Eckart J. Gillen, 2015

Rahmenprogramm

Sonntag, 13. September 2015, 11:30 Uhr 
Artist Talk "sieh dich nicht um!" - Über die Verbindung von Leben und Kunst
FRANEK, die am 1. September 1939 geboren wurde, spricht über ihre Kindheit im Krieg und den Einfluss dieser Zeit auf ihr künstlerisches Werk. 
Moderation: Andrea Marggraf, Kulturjournalistin