scheinbar | offensichtlich
Yuni Kim // Dagmar Weissinger [4händig]

Yuni Kim | Installation und Fotografie // Dagmar Weissinger | Skulpturen

Ausstellung
8. März bis 16. April 2017

Eröffnung: Dienstag, 7. März 2017, 19 Uhr

Begrüßung
Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Rachel Kohn | Frauenmuseum Berlin e. V.

Einführung
Barbara Höffer | Kunstwissenschaftlerin

Der Titel dieser Ausstellung thematisiert Dialektik als künstlerisches Prinzip. Beide Adjektive beziehen sich auf visuelle Wahrnehmungsvorgänge bzw. die darauffolgende intellektuelle Verarbeitung. Das offensichtlich Ersichtliche einerseits, der getäuschte Blick andererseits - es gilt, den Hintergrund zu entdecken, das Hintergründige aufzuspüren. Techniken des Gegenüberstellens, Assoziierens, Offenlegens und Verbergens sind den Werken von Yuni Kim und Dagmar Weissinger gemeinsam.

Yuni Kims feinsinnige Installationen spielen häufig mit dem Gegensatz von Materialität und Immaterialität, mit Schatten und Reflektionen, die je nach Textur ihrer Projektionsflächen ein autonomes Eigenleben entwickeln. So entsteht ein Spiel zwischen Negativ (Abdruck und Schatten) und Positiv (reale Objekte), was die Anwesenheit der Abwesenheit sichtbar macht. Das eigentliche "Objekt" tritt dabei ganz in den Hintergrund.

"Sie befragt Wirklichkeit, indem sie dem unmittelbar Sichtbaren, dem sogenannten Realen, eine andere Instanz des Existierenden im ›Un-fassbaren‹ (Virtuellen) gegenüberstellt [...]
Eine unsichtbare Welt wird imaginär durch den Schatten eines abwesenden Objekts real spürbar. So, wie über Erinnerung mit der Kraft der Vorstellung in Gedanken eine Situation aus der Vergangenheit wieder erlebt – und für die Zukunft bewahrt werden kann."
(Joachim Becker in einem Text zum Diffring-Preis für Skulptur)

Dagmar Weissinger konfrontiert uns hingegen vorwiegend mit Skulpturen aus Stein, die in ihrer beeindruckenden Materialität wahrnehmbar sind. Sie arbeitet mit Steinfragmenten, durch Natureinflüsse und industrielle Bearbeitung geprägt. Mit skupturalen Eingriffen wie Spalten, Schneiden, Meißeln und anschließendem Positionieren durch Stapeln, Schichten und Reihen "seziert" sie ihre Steine gewissermaßen.

"Das Material setzt in dem ihm eigenen Möglichkeiten die Ordnung der künstlerischen Aussage. Der gestaltende Eingriff ist minimal und muss minimal sein. Er besteht im Arrangieren. [...]
[...] die Verfahren der Komposition: Proportionieren und Positionieren. Der künstlerisch hergestellte physische und geistige Zusammenhang der scheinbar autonomen Skulpturen tätigt sich in der Phantasie des Betrachters, der die Choreographie der Gemachtheit nachvollzieht."
(Ingrid Ostheeren in einem Katalogtext über Dagmar Weissingers Arbeit)

 

Sonntag, 9. April 2017, 12 Uhr
Künstlerinnengespräch
Moderation: Dr. Birgit Möckel, Kunsthistorikerin

 

Yuni Kim, Eins, 2015, Installation © Yuni Kim (oben)
Dagmar Weissinger, Findling geschnitten, 1991/2016 © Dagmar Weissinger (unten)