fug(u)e
Clara Brörmann | Malerei
Cécile Dupaquier | Skulptur

Ausstellung
7. März bis 15. April 2018

Frauenmuseum Berlin e.V. zu Gast in der Kommunalen Galerie Berlin

Eröffnung: Dienstag, 6. März 2018, 19 Uhr

Begrüßung
Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin
Rachel Kohn | Frauenmuseum Berlin e. V.

Einführung
Lena Fließbach | Kuratorin und Autorin

Fug(u)e – der etwas kryptisch anmutende Titel einer weiteren »vierhändig«-Ausstellung beschreibt mehr als man dem kleinen Wörtchen zutrauen würde. Lässt man das in Klammern gesetzte (u) weg, bleibt mit Fuge eine musikalische Gattungsbezeichnung, die eine komplizierte mehrstimmige Komposition beschreibt. Spezifisch für die (besonders im Barock populäre) Fuge ist eine fast mathematisch organisierte Stimmführung, bei der das musikalische Thema mehrfach auftaucht und variiert wird. Nicht Melodie und Begleitung, sondern eine gleichberechtigte Konversation mehrerer Stimmen ist das Ergebnis, das sich auf die Ausstellungssituation der beiden Künstlerinnen Clara Brörmann und Cécile Dupaquier übertragen lässt. Mit einer genau kalkulierten Zusammenstellung bringen die Malereien der einen (Brörmann) die reduziert monochromen Skulpturen der anderen (Dupaquier) in Vibration und es entsteht ein Gesamtklang, der harmonisch und vielstimmig zugleich ist.

Nun kommt das (u) ins Spiel und aus der Fuge wird fugue, frz. Flucht, Weglaufen, Verschwinden. Und auch wenn die Werke der Künstlerinnen alles andere als flüchtig zu nennen sind, ist doch ein Spiel mit (Un)Sichtbarkeit bei beiden vorhanden: Cécile Dupaquiers weiße Skulpturen assimilieren sich vor den weißen Wänden, ihr Volumen wird erst durch Licht und Schatten erfahrbar. Clara Brörmanns Bilder wiederum haben kaum weiße Stellen, hier überdeckt eine Farbschicht die andere. Durch Hinzufügen und Wegnehmen von Farbe entstehen im Detail zufällige und doch wohlkalkulierte Strukturen.

Der Gestaltungsprozess »Zeichnen/Schneiden/Falten/Biegen« und die Wahl von Standardmaterial aus dem Baumarkt sind verbindende Elemente bei den Werken der Bildhauerin; die Leichtigkeit einer Pappwabenplatte oder das matte Weiß einer einfachen Wandfarbe inspirieren Cécile Dupaquier. Die Formen ihrer Skulpturen ergeben sich aus einer Affinität zu Minimalismus sowie aus der Interaktion mit der Architektur und Struktur des Ausstellungsraumes. So ist etwa Standbild n°2 in einem labilen Gleichgewichtszustand und nimmt spielerisch Bezug auf die Heizkörperverkleidung. Häufig verwendet Dupaquier auch zwei gleichartige Elemente, die sie räumlich zueinander in Beziehung setzt und die doch wie zwei ungleiche Zwillinge ihr Eigenleben bewahren. Über die Werkgruppe Tableaus sagt der Kurator Thibaut de Ruyter: »Cécile Dupaquier formt dünne Holzplatten wie ein Geigenbauer ein Instrument formen würde. Ohne Vorzeichnung entstehen leichte Kurven und Wellen im Material, so dass eine leichte Bewegung/Schwingung entsteht.« (aus dem Engl. frei übersetzt)

Clara Brörmann hält von der Unberührtheit industrieller Flächen wenig. Wieder und wieder trägt sie Farbe auf ihre Leinwände auf, rhythmisch legt sich ein Raster über das nächste. Manchmal geometrisch, manchmal auch in organischen Formen verdichtet sie buchstäblich ihre Bilder, und nur durch ein fast brutales partielles Wegreißen von Farbschichten werden tieferliegende Schichten wieder sichtbar. Der Malerin geht es um die Farbe an sich, um deren haptische Aspekte und ihre Materialität. Die Kunstkritikerin Birgit Sonna formuliert es so: »Hinter jeder Struktur verbirgt sich ein anderes Koordinatennetz, hinter jeder Oberfläche eine andere Farbschicht, hinter jeder vibrierenden Linie eine andere seismografische Kontur. Clara Brörmanns geometrisch angelegten Ölgemälde verdichten sich in periodisch währenden, ausdauernden Malprozessen zu einem archäologischen Terrain an verwunschenen Kompositionen.«

Clara Broermann, 1982 in Duisburg geboren; 2004-2011 Universität der Künste, Berlin,
1. Staatsexamen, Meisterschülerin; lebt und arbeitet in Berlin
www.clarabroermann.de

Cécile Dupaquier, 1970 in Frankreich geboren; 1988-93 Studium der Kunst und Mediengestaltung an der ENSBA in Lyon, Frankreich; 1994-95 Postdiplom-Stipendium an der École Nationale Supérieure des Beaux Arts (ENSBA) in Lyon, Frankreich; lebt und arbeitet in Berlin

Rahmenprogramm

Künstlerinnegespräch
Sonntag, 18. März 2018, 12 Uhr
Moderation: Birgit Effinger | Goldrauschprojekt