Ping Pong Peng

Katia Fouquet | Zeichnung und Installation
Verena Kyselka | Video und Installation

Ausstellung
5. Dezember bis 3. Februar 2019

Frauenmuseum Berlin e.V. zu Gast in der Kommunalen Galerie Berlin

Eröffnung: Dienstag, 4.12.2018, 19 Uhr

Begrüßung
Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin
Rachel Kohn | Frauenmuseum Berlin

Einführung
Dr. Katharina Koch | alpha nova & galerie futura

Ping Pong Peng – dass der Ausstellungstitel an Comics denken lässt, ist kein Zufall: Hier werden Geschichten erzählt, Geschichten von Heldinnen, Superfrauen und weiblicher Kraft. Schüsse spielen durchaus eine Rolle (Peng!), und zwischen den Arbeiten der Künstlerinnen entspinnt sich ein Dialog (Ping Pong), der alles andere als einseitig ist und neben bildnerischen Ausdrucksmitteln z.B. auch die akustische Dimension mit einbezieht: Der
Soundtrack der Videos von Verena Kyselka versteht sich im Ausstellungskontext als Antwort auf die nur imaginierten Explosionen der von Katia Fouquet bereitgestellten Schusswaffen, mit denen Ausstellungsbesucherinnen sich inszenieren und fotografieren können.

Die in Ping Pong Peng gezeigten Installationen bilden verschiedene Schaffensperioden von Verena Kyselka ab. Exterra XX ist eine Videoinstallation, bestehend aus 5 Projektionen, DVD Loop (11 Min). Exterra XX ist auch der Name der feministischen Performanceguppe, die sich Ende der 80iger Jahre formiert hat und deren Hauptakteurin Kyselka war. Das gleichnamige Video in dieser Ausstellung besteht aus Sequenzen aus einer Vielzahl früherer VHS-Mitschnitte. Andere Videos sind im Rahmen eines Langzeitprojekts mit dem Titel »Territory of Intimacy« entstanden, realisiert während Arbeitsaufenthalten in verschiedenen, oft exotischen Ländern (Albanien, Armenien, Taiwan, Australien etc.). Aus diesem Material entstehen (zum Teil in direkter Zusammenarbeit mit lokalen Künstler*innen, manchmal aber auch später) Installationen, Fotoarbeiten und Performances, die häufig Rollenverständnis, Selbstbestimmung und gesellschaftliche Situation von Frauen thematisieren. Gerade in traditionsbehafteten Gesellschaften sind diese einerseits Opfer von Repressionen, andererseits oft allein für das Überleben der Familie verantwortlich. Die Künstlerin setzt ihre eigenen Fragen und Empfindungen ins Verhältnis mit dem filmischen Material, das weit entfernt von reiner Dokumentation zu Elementen einer multimedialen Arbeit wird, in dem sie zum Teil performativ interveniert. Ihr Werk ist vielschichtig und mehrdeutig, will keine einfachen Antworten geben. Das Infragestellen des eigenen Lebensumfeldes einerseits und die Suche nach globaler gesellschaftlicher Verantwortung andererseits sind zwei wichtige Aspekte darin.

Katia Fouquet setzt sich in ihrer Arbeit zeichnerisch mit stereotypen Frauenbildern und in den Medien gefundenen Textfragmenten auseinander und präsentiert in ihrer Installation »Women with weapons« ein streitbares Panorama von bewaffneten Frauen. Durch die Verwendung von knalligen Farben und dekonstruierten Formen schafft sie einen künstlichen Raum, in den die BetrachterIn eingeladen wird, sich auf eine Interaktion und performative Inszenierung einzulassen. Große Zeichnungen zeigen selbstbewusste Protagonistinnen, die – begleitet von Bildunterschriften einerseits, und von bunten Fantasiewaffen andererseits – ihren Raum einfordern. Ihre sexualisierten Posen kokettieren scheinbar mit dem Genre des Pin-Up und der Pornographie, sind aber eine Dekonstruktion vorgefundener Fotos von Frauen mit Waffen aus dem Internet: Statt Objekt der Begierde sind diese Frauen Subjekte des (Auf)Begehrens. »The strong woman can be as boring and limiting as any other
stereotype and must be resisted«, erläutert eines der Textschilder, die wie Regieanweisungen funktionieren. Weibliche Gäste dürfen sich mit den von der Künstlerin bereitgestellten, formenreichen und dysfunktionalen Schusswaffen aus grell lackiertem Holz inszenieren und fotografieren lassen. Das mag bei manchen zwiespältige Gefühle hervorrufen: Ist die Waffe ein Accessoire, mit dem wir uns identifizieren können/wollen? Sind wir nicht gegen jegliche Gewalt? Was ist dran an der »Sexyness« von Waffen? Macht es stark, eine Waffe in der Hand zu haben? Männliche Besucher dürfen dieser Inszenierung beiwohnen, sie dokumentieren und kommentieren, selbst aber nicht »zur Waffe greifen« – eine Einladung zum Perspektivwechsel!

Die Moral von der Geschichte? »Weiblichkeit« ist ein Klischee. Stärke hat viele Gesichter. Feminismus auch.
(Julie August)

Rahmenprogramm

Künstlerinnengespräch
Moderation: Dr. Sylvia Metz | Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin
Sonntag, 13. Januar 2019, 12 Uhr

Netzwerk Kunst
info@frauenmuseumberlin.de

Katia Fouquet www.katiafouquet.com
geboren 1975 in Ludwigshafen, aufgewachsen in Speyer
2004 Abschluss Meisterschülerin an der UdK Berlin bei Prof. Henning Wagenbreth
2002 Diplom, Thema: Fernsehen und Internet – zeichnerische Reflektionen zu Bildschirmmedien. Praktische Arbeit veröffentlicht als Buch, Titel »Gotowwwpunkt, Ein Reisebericht«, MonDieu Verlag, 150 Seiten, Experimenteller Teil: Animationsfilm „Mikrowellen TV“, 3 min
1998 Accademia di belle arti di Bologna,Italien, Erasmus Stipendium
1998–2004 Studium der Visuellen Kommunikation mit Schwerpunkt Illustration, UDK Berlin
seit 2002 Arbeit als freiberufliche Illustratorin und Comiczeichnerin für internationale Verlage,
Medien, Institutionen und Ausstellungen
Mitglied im Zeichnerinnen Kollektiv Spring

Verena Kyseka www.verena-kyselka.de
2017 Artist-in-Residence, in Bischkek (Kirgisistan), ifa-Förderung
2016 Artist-in-Residence, Goethe Institut Golf Region und Stal-Gallery, Muscat (Oman)
2015 Reiseförderung von German Films und des Berliner Senats
2013 Filmförderung internationaler künstlerischer Film von medienboard, Artcore, Berlin
2012 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung Thüringen
2011 Arbeitsstipendium des Berliner Senats, Künstlerinnenförderung Film – Video
2010 Artist-in-Residence, 435 International Artist Village Banciao, T.C. Taiwan
2009 Artist-in-Residence, Art Comune der ACSL in Yerevan (Armenien), ifa-Förderung
2008 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung Thüringen
2005–2007 Lehrauftrag an der Universität Erfurt
1997–2000 Studium Freie Kunst, Diplom, Bauhaus-Universität Weimar und Ècole Superieur des Beaux Arts, Genève (Schweiz)
1995–2000 Arbeit an vier internationalen Ausstellungsprojekten als Kuratorin in Erfurt
1992 Internationales Performancefestival Erfurt (Inszenierung, Leitung) Landesförderung
1990 Mitgründerin des Kunsthauses Erfurt
1980–1987 Ausbildung und Arbeit als Restauratorin für Malerei
(kirchl. Werkstätten Erfurt, Hochschule für bildende Künste Dresden)

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Katia Fouquet, on my way, Siebdruck 2018, 60x42 cm
Katia Fouquet, make me famous, Gouache und Bleistift, 2016, 60x42 cm
Verena Kyselka, Tanz den Recycling, Performance mit Exterra XX in Hof, 1991, Foto: M. Sondermann
Verena Kyselka, Heavy History, Performance, Guangzhou Live Art Festival 5, 2014, Youyou Art Centre in Xiaozhou, Guangzhou, China