Zuhause

Vonovia Award für Fotografie 2018

Nanna Heitmann, Weg vom Fenster - Das Ende einer Ära, 2017 © Nanna Heitmann, courtesy Vonovia Award für Fotografie 2018 (Preisträgerin Beste Nachwuchsarbeit)

Ausstellung
15. Februar bis 21. April 2019

Eröffnung: Donnerstag, 14. Februar 2019, 19 Uhr

Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin
Klaus Freiberg | Mitglied des Vorstandes Vonovia

Einführung
Dr. Matthias Harder | Kurator

Wo fühlen wir uns zuhause? Gibt es eine Art Kurzzeit-Zuhause, wenn wir häufiger den Wohnort wechseln (müssen)? Wo und was ist unsere Heimat? Wie definieren wir diese Begriffe, für uns selbst oder öffentlich? Das geschieht stets individuell, und wir können wohl behaupten, dass es nicht das eine Zuhause-Gefühl gibt.

Wie die ausgestellten und ausgezeichneten Fotograf_innen „Zuhause“ visualisieren und thematisieren, sehen wir hier. Es sind völlig unterschiedliche Ansätze, und sie konfrontieren uns mit Orten und Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten. All das, was hier ausgebreitet ist, kann ein Ort oder ein Gefühl von Zuhause sein.

Die hochkarätige Fachjury sichtete die eingereichten Serien mit über 4.000 Einzelbildern und wählte aus der 33 Kandidat_innen umfassenden Shortlist die diesjährigen Gewinner_innen aus. Der Jury gehören an: Ingo Taubhorn, Kurator im Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg; Anna Gripp, Chefredakteurin der Zeitschrift Photonews; Klaus Freiberg, Mitglied des Vorstands von Vonovia; Martin Brockhoff, freier Fotograf und Juryvorsitzender; Ute Mahler, Fotografin und Professorin an der Ostkreuzschule für Fotografie; Peter Bitzer, Geschäftsführer der Agentur laif und Peter Bialobrzeski, Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste Bremen.

Die Shortlist des Vonovia Award für Fotografie, Anfang Oktober 2018 in der Berliner Helmut Newton Stiftung in einer Digital Photo Lounge für einem Abend vorgestellt, war schlicht beeindruckend ob der vielen qualitativ hochwertigen Beiträge zum Thema; leider konnten daraus nur vier Preisträger_innen gekürt werden, die nun in zwei Ausstellungen mit jeweils ihren vollständigen Serien gezeigt werden, zunächst in Berlin, anschließend in Bochum. Aber auch ausgewählte Fotograf_innen der Shortlist werden zumindest mit jeweils einer oder zwei Aufnahmen, also einer verdichtenden Essenz ihrer Sequenzen, präsentiert, was die Diversität des Themas und seine Interpretationen bestens offenbart.

Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre.

Norman Hoppenheit verlässt als Kind mit seiner Familie kurz nach Mauerfall Dreesch, einen Stadtteil von Schwerin, und zieht in einen Vorort von Kiel. Dort entsteht ein neues Zuhause. Als Erwachsener und inzwischen ausgebildeter Fotograf zieht es ihn erneut nach Dreesch, und er porträtiert den Ort und manche seiner Bewohner_innen. Es ist ein forschender und sensibler Blick eines Rückkehrers, in dem wir Spuren des Melancholischen ebenso finden wie die pure Neugier für die Veränderung einer gebauten sozialen Utopie. Die Expertenjury des Vonovia Award für Fotografie verlieh ihm den ersten Preis in der Kategorie „Beste Fotoserie“.

Auch der zweite Preis thematisiert das Wohnen in einer Großsiedlung, konkret Steilshoop im Norden Hamburgs, 1969 für 22.000 Menschen erbaut. Paula Markert porträtiert 2018 in diesem sozialen Biotop Menschen unterschiedlichster Nationen. Sie verwandelt die Aufenthaltsräume der riesigen Wohnanlage in eine Art Bühne und die Menschen, ob jung oder alt, spielen ihre Rollen auf diesen Bühnen – bewusst oder unbewusst – exzellent.

Neben solch direkten, eher dokumentarischen Bildideen ragt als dritter Preis der „Besten Fotoserie“ Lara Wildes „Exposed Landscapes“ und insbesondere ihr inszenierender, konzeptioneller Ansatz heraus. Sie kehrt mit ihren experimentellen Fotografien etwas in der Idee des Zuhauses hervor, das ansonsten ungesehen respektive übersehen bleibt.

Der Vonovia Nachwuchspreis wird an junge Fotograf_innen unter 26 Jahren vergeben. Nanna Heitmann hat mit ihrem Bildessay „Weg vom Fenster – Das Ende einer Ära“ die Jury überzeugt. Dem Raubbau an Mensch und Natur wird kaum jemand nachtrauern, die Herzlichkeit der Kumpels jedoch, ihre Traditionen, Bräuche und die ganz besondere Identität dieser Region sind dann auch für immer „weg vom Fenster“.

Der Vonovia Award für Fotografie ist mit 42.000€ Preisgeld hoch dotiert und entsprechend begehrt. Der Award wird sich nach dieser zweiten Ausgabe auch weiterhin mit dem Thema „Zuhause“ beschäftigen und nun als Ausstellung in der Kommunalen Galerie Berlin und anschließend im Kunstmuseum Bochum präsentiert. Auf die Shortlist und die preisgekrönten Arbeiten können wir bereits jetzt gespannt sein.

Matthias Harder, Kurator der Ausstellung

Norman Hoppenheit, Dreesch, 2016/17© Norman Hoppenheit, courtesy Vonovia Award für Fotografie 2018 (1. Preis Beste Fotoserie)
Paula Markert, Ring/Halqa, 2018 © Paula Markert, courtesy Vonovia Award für Fotografie 2018 (2. Preis Beste Fotoserie)
Lara Wilde, Exposed Landscapes, 2016-2018 © Lara Wilde, courtesy Vonovia Award für Fotografie 2018 (3. Preis Beste Fotoserie)

 

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