Anna & Eve
Viktoria Sorochinski
Fotografie
Eröffnung: Dienstag, 12. April 2016, 19 Uhr
Laufzeit: 13.4. bis 26.6.2016
Zur Eröffnung sprechen:
Elke von der Lieth | Leiterin der Kommunalen Galerie Berlin
Norbert Wiesneth | PhotoWerkBerlin
Viktoria Sorochinski spiegelt in aufwendig inszenierten Fotografien die Sorgen einer Generation und einer Gesellschaft, die schwerwiegende Krisen und Transformationen durchläuft. Ihre präzisen Bildfindungen behandeln Themen wie Exil, Nostalgie, die Suche nach Identität und das damit einhergehende tiefe Unbehagen, ohne dass die hohe Ästhetik der Bilder diese Inhalte überlagert.
Viktoria Sorochinski verließ die UdSSR 1990 im Alter von 11 Jahren mit ihren Eltern. Sie lebte und studierte in Israel, setzte dann ihr Studium der Bildenden Künste zuerst in Montreal, später in New York fort. Dort erwarb sie ihren Master of Fine Arts.
Es war in Montreal im Jahr 2005, als sie das dreijährige Mädchen Eve und ihre dreiundzwanzig Jahre alte Mutter Anna, beide Russinnen, zu fotografieren begann. Sieben Jahre lang beobachtete und interpretierte sie die Entwicklung der Tochter in ihrer Beziehung zur Mutter. Im Mittelpunkt ihrer Geschichten stehen Themen der Kindheit, der Entwicklung von Phantasien, Ängsten und das „Lernen“, eine Mutter zu sein. Viktoria porträtiert Eve in einer Welt aus Mythen und Märchen, auf der kindlichen Suche nach dem Richtigen und Falschen. Die Künstlerin setzt die intensive und komplexe Beziehung der Tochter zu ihrer Mutter in aufwendig inszenierten Bildern um, die eine magische Unruhe ausstrahlen.
Die starke Persönlichkeit der kleinen Eve ist in jedem Bild präsent. Vor der Kamera entsteht ein seltsames Rollenspiel, sowohl zwischen den beiden Protagonisten, als auch zwischen ihnen und der Fotografin. Hinter der Oberfläche der Bilder baut sich ein Spannungsbogen zwischen Annas Zerbrechlichkeit und Eves Entschlossenheit auf. Wie Alice im Wunderland, scheint die kleine Eve letztlich die gemeinsamen Fäden und die der Geschichte in Balance zu halten.
Viktoria Sorochinski ist dabei eine wachsame Komplizin. Sie beobachtet und gestaltet ein geheimes Universum aus Zeichen und Visionen. Der Betrachter der Bilder staunt über
verschlungene, verstörende Geheimnisse und Wunder. Es ist leicht, sich in diesem Spiel der Spiegelbilder zu verlieren, wo kein Detail dem Zufall überlassen ist.
Laura Serani