KANNITVERSTAN*
Was Zeichnungen erzählen

Sonja Alhäuser
Martin Assig
Matthias Beckmann
Alex Bodea
Nanne Meyer
Bettina Munk
Julia Oschatz
Andreas Seltzer
Peter Torp

Ausstellung
29. April bis 19. August 2018

Eröffnung: Sonntag | 29. April 2018 | 12 Uhr

Begrüßung
Heike Schmitt-Schmelz | Bezirksstadträtin
Elke von der Lieth | Kommunale Galerie Berlin

Es spricht
Dr. Annelie Lütgens | Leiterin Grafische Sammlung Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur

Die Hand bewegt den Stift, den Pinsel oder die Feder über das Blatt. Eine Spur entsteht. Diejenigen, die Spuren hinterlassen, haben meist einen Grund dafür. Manche möchten auf etwas verweisen, das außerhalb des Papiers liegt, in der sichtbaren Welt oder in der unsichtbaren, die ebenso wirklich ist und nur darauf wartet, sichtbar gemacht zu werden.
Ist nun aber das, was dargestellt ist, auch das, was erzählt wird? Wie bekommen wir die einzelnen Bildelemente zusammen und wie verhält es sich, wenn Wort und Zeichnung aufeinandertreffen? Kann man das entschlüsseln, und wie weit soll man auflösen, was doch eine Einheit bildet?
Oftmals kommt es uns vor den gezeichneten Werken so vor, als ob es keine Geschichte gäbe, die man in einfachen Worten nacherzählen könnte, als ob es an uns läge, aus den verstreuten Elementen, Splittern und Andeutungen neue Zusammenhänge herzustellen. Es werden Spuren gelegt, die auf Abwege führen. Auch wenn scheinbar eindeutig ist, was dargestellt und erzählt wird, sind da noch die Linien, die Flächen, die Formen und die Materialien, die eine eigene Sprache sprechen.
Wir müssen uns damit abfinden, dass wir einiges verstehen, aber nicht alles. Das ist kein Grund zur Besorgnis, sondern zur Freude. Wir leben damit, dass Rätsel bleiben. Nur so können wir immer wieder Neues in den Werken finden, den Linien folgen und eigene Wege gehen. Missverständnisse führen oft zu den schönsten Geschichten, wie in Johann Peter Hebels Erzählung* von einem deutschen Handwerksburschen. Verwundert fragt er in Amsterdam, wem dies prächtige Haus gehört, wem das große Schiff, und schließlich, wer dort zu Grabe getragen wird. Da die Antwort stets „Kannitverstan“ lautet, entsteht in seiner Vorstellung die Geschichte des reichen und nun toten Herrn Kannitverstan.

Die Ausstellung wird kuratiert von Matthias Beckmann.


(* Johann Peter Hebel, „Kannitverstan“, 1808)

 

Rahmenprogramm

Mittwoch, 30. Mai 2018, 18 Uhr
Filmabend „Lines Fiction Storytellers“ vorgestellt von Bettina Munk

Die Grenzen der Zeichnung haben sich in den letzten Jahren ständig erweitert. Mit Hilfe des Computers entstehen Animationen und Filme, die programmierte Zeichnung erobert den virtuellen Raum. Digitale Plattformen eröffnen neue Wege des internationalen Austauschs und gegenseitiger Inspirationen. 2011 rief die Berliner Künstlerin Bettina Munk die Internetplattform „Lines Fiction für Zeichnung & Animation“ ins Leben – linesfiction.de. Am 30. Mai stellt Bettina Munk eine Auswahl an Künstler_innen vor, die sich auf der Website präsentieren, und die auf eigenwillige Weise mit bewegten Bildern Geschichten erzählen.

Sonntag, 19. August 2018, 16 Uhr
Finissage und Lesung mit Andreas Seltzer
„Z = Zeichen“ aus dem Buch „Bilderkunde“, Verlag Vorwerk 8, Berlin 2017

Alex Bodea, "Visual notes (on Berlin)", 2013-2018 (ongoing)
Tusche auf Papier, 500 Zeichnungen á 10,5 x 7,5 cm
Martin Assig, St. Paul #805 (Trost), 2017
Tempera Wachs auf Papier, 150 x 109 cm
Andreas Seltzer, ohne Titel, aus der Serie "Verdun", 2009/10
rote, schwarze und blaue Tinte auf Papier, 31 x 45 cm
Sonja Alhäuser, "Lieblingssuppe", 2016
Bleistift, Buntstift, Aquarell, Tusche, Acryl auf Papier, 334 x 140 cm
Bettina Munk, "Planetesimale Plus", Serie 1, fünfteilig, 2017
japanische Tusche und Stempelfarbe auf Papier, 29 x 40 cm
Julia Oschatz, "adorP (Skizze)", 2015
Aquarell auf Papier, 42 x 30 cm
Matthias Beckmann, "Heiliger Sebastian", 2017
aus der Serie "Gemäldegalerie Berlin", Bleistift auf Papier, 35,5 x 27 cm
Peter Torp, "Abstehende Ohren und ihre Abenteuer", 2017
Aquarell auf grundiertem Papier, 97 x 70 cm

Gefördert von der Senatsverwaltung Kultur und Europa
Ausstellungsfonds Kommunale Galerien in Berlin


Abb. oben: Nanne Meyer, „Überwurfmutter“, aus der Serie „Lineament mit Worten“, 2003
Blei- und Farbstift auf Papier, 29,7 x 42 cm