Die gemalte Stadt

Fassadenbilder von Gert Neuhaus

VERSPANNUNG, 1979/80 (übermalt), Haubachstraße/Fritschestraße, Berlin-Charlottenburg Mitarbeit: Johannes Schmitz-Lohm, Foto: Norbert Martins

Ausstellung vom 21. Februar bis 21. April 2024

Eröffnung am Dienstag, 20. Februar 2024, 18 Uhr

1976 beginnt Gert Neuhaus mit dem Entwurf und der Ausführung von haushohen Wandbildern an Hausfassaden im Berliner Stadtraum. Die zahlreichen noch vorhandenen Brandwände in der Stadt bilden die Grundfläche für seine illusionistische Malerei, die mittels perspektivischer Darstellung Dreidimensionalität vortäuscht. Herausragend sind seine konstruierten Gründerzeitfassaden, die er auf freistehenden Hauswände malt, und so die fehlenden Architekturkörper von Seitenflügel oder Gartenhaus mit Portalen, Fenstern, Balkonen, Gesimsen und Stuckelementen neu aufbaute. Alles nur eine optische Täuschung!

Er übertüncht Brachen und rekonstruiert fehlende Gebäudeteile und erfindet so die Stadt der Gründerzeit neu. Auf die Zerstörung der Stadt durch den Krieg antwortet er mit seiner eigenen Idee von Schönheit und Vollkommenheit der makellosen, schönen Stadt. Seine Stadtvisionen orientieren sich an der intakten Metropole der Vorkriegszeit.
Er entwickelt eine eigene ästhetische Grammatik der Stadt, die sich zu lauter großbürgerlichen Fassaden und Sehenswürdigkeiten addieren lassen, zu einem Stadtbild, das sich auch als Synonym für die Unzerstörbarkeit dieser Stadt versteht.

Gert Neuhaus begegnet seiner Stadt stets mit dem ihm innewohnenden Humor und aus der Distanz. Neben den klassizistischen Ensembles, die er virtuos auf meterhohe Freiflächen inszeniert, blitzt in vielen Fällen in den urbanen Inszenierungen die Gegenwart hervor, z.B. surreale Bildwelten, die sich im Stadtbild bestens behaupten, wie der große Tanker oder der nicht mehr existierende Reißverschluss an der Brandwand Zillestraße. Seine Werke prägen bis heute das Stadtbild der Metropole.

Gert Neuhaus, geboren 1939 in Berlin, studierte von 1956 bis 1962 Gebrauchsgrafik und Ausstellungsdesign an der Hochschule der Künste Berlin. Von 1982 bis 1987 an der Technischen Universität Berlin und von 1986 bis 2004 bei der Stiftung Lette-Verein als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter; seit 1976 als selbstständiger Gestalter tätig.

Hören Sie sein Interview imDeutschlandradio Kultur vom 16.4.2024 Wenn die Stadt zum Atelier wird

Kurzbeitrag von arte vom 9.3.2024

 

 

PHOENIX / „DET SCHÜFF“, 1989, Wintersteinstraße 20, Berlin-Charlottenburg
Mitarbeit: Dirk Herzog, Buttlar, Foto: Norbert Martins
REISSVERSCHLUSS, 1979, Zillestraße 100, Berlin-Charlottenburg,
Foto: Norbert Martins

Rahmenprogramm

Künstlergespräch am Mittwoch, den 20.3.2024 um 18 Uhr  
Finissage am Sonntag, den 21.4.2024 von 15-17 Uhr

 

Alle Fotografien: © Piotr Bialoglowicz