Hi How Are You

Meisterklasse Ute Mahler und Ingo Taubhorn - Ostkreuzschule für Fotografie

eine Frau im roten T-Shirt und ein Mann im dunkelblauen T-Shirt liegen auf hellblauem Teppich auf dem Rücken
Katharina Poblotzki, Fever Sea, 2021

Ausstellung
21.11.2021 bis 6.2.2022

Teilnehmende Fotograf*innen:
Manuela Braunmüller, Steffi Drerup, Fred Hüning, Sabine Jaehnke, Karolin Klüppel, Peter Pietschmann, Katharina Poblotzki, Diego Reindel, Richard Rocholl, Frank Schirrmeister, Jan Vélez, Judith Weber

Mit der Gruppenausstellung Hi How Are You präsentiert die fünfte Meisterklasse der Ostkreuzschule für Fotografie vom 21.11.2021-6.2.2022 ihre Werkserien, die unter der Leitung von Ute Mahler (Fotografin/Mitbegründerin der Agentur Ostkreuz) und Ingo Taubhorn (Fotograf/ Kurator des Hauses der Photographie/ Deichtorhallen Hamburg) entstanden sind.

Hi How Are You – mit dieser Begrüßung eröffnen die 12 Absolvent*innen einen visuellen Dialog, sei es mit unbekannten Menschen oder mit engen Vertrauten, an bekannten Orten als auch in fremden Situationen. Und geben zugleich in ihren Arbeiten eine Antwort darauf, wie der Status Quo von Fotografie aktuell beschaffen ist: von dokumentarisch engagierten Serien über künstlerisch reflektierende Arbeiten hin zu poetischen Bildwelten.

„Hi – How are you?“ Mohammad und sein Sohn Ali, die Protagonisten der dokumentarischen Serie Kommen Sie aus Europa? von Diego Reindel, haben diese Frage auf der Flucht aus Afghanistan oft gehört. Aber welche Antwort gibt es darauf, wenn das komplizierte Asylsystem der EU eine Familienzusammenführung unmöglich erscheinen lässt? Familie steht auch im Fokus der Arbeiten von Frank Schirrmeister und Karolin Klüppel. Während Schirrmeister in Die besten Jahre einen subjektiven und intimen Blick auf das eigene, späte Vaterglück wirft, thematisiert Karolin Klüppel in No Room of One’s Own in einer außergewöhnlichen Bildsprache die Absurdität des Mutterseins. Steffi Drerup wendet den Blick auf langzeitstillende Mütter – immer noch ein Tabu in unserer Gesellschaft – und zeigt sie in ihrer Portraitreihe Mamma als Heldinnen des Weiblichen.

Eine visuelle Neuverortung des Female Gaze unternimmt Katharina Poblotzki in Fever Sea, indem sie sich von dem bekannten Bildvokabular emanzipiert und ein vielschichtiges Bild des weiblichen Körpers zeichnet. In poetischer Sensibilität visualisiert Judith Weber das Spannungsfeld aus Maskulinität und Fragilität in ihrer Portraitserie Bluebird. Auf eine fotografische Spurensuche begibt sich Jan Vélez mit seiner Arbeit La Casa de Oma, in welcher der gebürtige Puerto Ricaner eine ihm unbekannte deutsche Heimat künstlerisch betrachtet. Mit Present and Beyond zeigt Peter Pietschmann in Portraits und übermalten Fotografien eine visuelle Meditation über Gegenwärtigkeit, Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Eine Zeitreise zu den Sehnsuchtsorten aus ihrer DDR Jugend unternimmt Sabine Jaehnke in Funafuti, die zugleich eine mediale Retrospektion über Erinnerung und persönliche Verortung darstellt. Dass kein Ort dem anderen gleicht, zeigt Richard Rocholl in der fiktionalen Erzählung Bergland, in welcher er die Schönheit industrieller Heimatlandschaften thematisiert. Keine Angst vor Rot, Gelb und Blau hat Fred Hüning, der in Stillleben gefundene Gegenstände anhand der Grundfarben arrangiert. Die Summe der einzelnen Teile erforscht Manuela Braunmüller in ihrer visuellen Recherche One Chicken. Indem sie jeden einzelnen Knochen eines Huhns abfotografiert, konfrontiert sie die Betrachtenden mit ihrer Beziehung zum meist verbreiteten Vogel der Welt.

Rahmenprogramm

Buchpräsention  „Funafuti“ von Sabine Jaehnke
Samstag, 15. Januar 2022 um 15 Uhr
Begrenzte Plätze. Telefonische Anmeldung unter 9029 16704
Mit Ute Mahler (Fotografin), Jenna Gesse (Gestalterin) und Arend Bruchwitz (Familie) im Gespräch mit Ingo Taubhorn (Kurator).

Funafuti ist die Geschichte der Träume eines heranwachsenden Mädchens. Sie spielt in einer Zeit, in der es in Teilen Deutschlands verboten war, die Welt zu entdecken. Sabine wächst in Dresden auf und verschickt Briefe in Orte und Länder, die sie in ihrem Schulatlas findet. Die Adressaten sind fiktiv, viele Briefe verschwinden im Nichts, aber einige werden zurückgesendet und geben ihr das Gefühl, dass etwas von ihr an diesen ersehnten Orten war.
Im Frühjahr 2021 verstirbt Sabine Jaehnke leider viel zu früh und kann die vollendete Arbeit als Buch und Ausstellung nicht mehr miterleben. Ute Mahler und Ingo Taubhorn (Leiter der Meisterklasse Ostkreuzschule) bereiten unter Berücksichtigung der Konzeption der Künstlerin die hinterlassenen künstlerischen Arbeiten auf und erstellen in Zusammenarbeit mit der Buchgestalterin Jenna Gesse und der Familie das Buch „Funafuti“. In einem Gespräch mit den teilnehmen Gästen wird das Projekt und der Weg dieses außergewöhnlichen bibliophilen Buches von der Idee bis zur Realisierung vorgestellt.

Kurator*innenführung mit Ute Mahler und Ingo Taubhorn
Sonntag, 16. Januar 2022, 12 Uhr
Begrenzte Plätze. Telefonische Anmeldung unter 9029 16704

Online-Artist Talk
Donnerstag, 20. Januar 2022, 18 Uhr

mit Katharina Bosse, Karolin Klüppel und Katharina Poblotzki
Moderiert von Kurator Ingo Taubhorn sprechen die Künstlerinnen über Körperlichkeit, Female Gaze und das biografische Arbeiten im Selbstporträt.

Manuela Braunmüller, One Chicken, 2021
Manuela Braunmüller, One Chicken, 2021
Karolin Klüppel, No Room of one`s own, 2021
Karolin Klüppel, No Room of one`s own, 2021
Judith Weber, Bluebird, 2021
Judith Weber, Bluebird, 2021
Peter Pietschmann, Present and Beyond
links: Judith Weber, Bluebird // rechts: Richard Rocholl, Bergland
Manuela Braunmueller, One Chicken
Fred Huening, Keine Angst vor Rot, Gelb und Blau
Judith Weber, Bluebird
Katharina Poblotzki, Fever Sea
Jan Vélez, La Casa de Oma
vorn: Karolin Klueppel, No Room of One’s Own // hintere Wand: Peter Pietschmann, Present and Beyond
im kleinen Raum: Diego Reindel, Kommen Sie aus Europa? // rechts: Frank Schirrmeister, Die besten Jahre
links: Karolin Klueppel, No Room of One’s Own // Diego Reindel, Kommen Sie aus Europa?
Sabine Jaehnke, Funafati
links: Frank Schirrmeister, Die besten Jahre // rechts: Peter Pietschmann, Present and Beyond
Steffi Drerup, Mamma