Alter Ego

Nele Brönner, Janne Marie Dauer, Ulli Lust, Mia Oberländer, Malwine Stauss

Comic / Graphic Novel / Skulptur

Nele Brönner, Monkeygirl+Nightingale

Ausstellung vom 27. April bis 9. Juni 2024

Eröffnung am Freitag, 26. April 2024, 18 Uhr

Wer wünscht sich nicht ein zweites Leben, eine zweite Persönlichkeit oder gar einen Stellvertreter für sich selbst, wie einen guten Freund, ein Alter Ego? In der Welt der Comics ist das kein Problem. Comic-Künstler:innen verbringen nicht nur Stunden, sondern Jahre oder sogar Jahrzehnte mit einem Werk und so auch mit ihren Charakteren. Es ist nur allzu verständlich, dass eine selbst entwickelte Figur zu einem Teil der eigenen Identität wird.

Ob versteckt hinter einer erfundenen Figur wie Nele Brönners Monkey Girl oder direkt und ungeschützt als sie selbst wie Ulli Lust, mit meterlangen Beinen wie bei Anna von Mia Oberländer, als Tonfigur von Malwine Stauss oder eine auf Leinwand gemalte Cleo von Janne Marie Dauer. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind Figuren eines Comics.

In der Ausstellung präsentieren uns fünf Künstlerinnen ihre Alter Egos. Sie nehmen ihre Schutzhülle ab und geben intime Einblicke in das, was sie bewegt. Sie zeigen uns auch, dass grafische Erzählungen nicht immer nur auf Papier passieren, sondern auch in Form von Skulpturen und Malereien entstehen können.

Künstlerinnen:

Nele Brönner (*1977) lebt in Berlin und arbeitet als Illustratorin, Kinderbuchautorin und Comiczeichnerin. Neles Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. So bekam sie u.a. 2020 das 12-monatige Berliner Comic-Arbeitsstipendium, erhielt die Serafina für Kinderbuchillustration, die Goldmedaille der Stiftung Buchkunst, den Troisdorfer Bilderbuchpreis, den Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis und den Preis der Stadt Wien 2023. Aktuell wird ihr Comic Superglitzer auf der Kinderbuchmesse in Bologna geehrt. Die Illustratorin gestaltete zum Beispiel mit mehreren metergroßen Wimmelbildern den neuen U-Bahnhof Unter den Linden.

Ihr Alter Ego Monkey Girl ist eine Chimäre aus schwarzer Tusche. Sie lebt mit dem Okapi Nightin in einem abgetrennten Stück Welt, Schwemmland. Von dort aus versuchen Pflanzen das Ruder übernehmen und die staunende Menschheit  zu überwuchern, bevor diese versteht, wie ihr geschieht.

Janne Marie Dauer (* 1995) ist Comiczeichnerin, Malerin und Illustratorin. Sie lebt und arbeitet  in Wien. Ihr neuester Comic Auerhaus ist eine Adaption von Bov Bjerg’s Roman und ist 2023 beim Aufbau Verlag erschienen. Die Künstlerin kam mit der graphischen Erzählung unter die 10 Finalist:innen des Berthold-Leibinger Comicbuchpreises.

Ihr Alter Ego Cleo entstand Ende 2016, als sie persönliche Geschichten aus ihrem Umfeld in Kassel erzählen wollte, aber nicht autobiografisch arbeiten wollte. So entstand der Charakter Cleo. Sie ist eine verschlüsselte Version von ihr und Luise ist nicht nur im Comic ihre älteste und beste Freundin, sondern auch im realen Leben. Cleo ist Germanistik Studentin. Sie schreibt und scheitert. Sie hat Probleme wie Antriebslosigkeit, ist introvertiert, chaotisch und sehr fokussiert auf Luise. Diese Koexistenz wird dann gestört durch eine neue Beziehung von Luise. Cleo ist ein episodischer Charakter in mehreren Zines. Immer Alltäglich. So wird über Ebay Kleinanzeigen eine Lavalampe abgeholt und sie fahren dabei durch die Stadt und erzählen. Geschichten ohne großen Spannungsbogen, die genau spannend durch das Medium Comic werden. Indem sie viele kleine Dinge erzählen, die mit Worten nicht möglich sind.  

Ulli Lust *(1967) lebt und arbeitet in Berlin. Sie zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Comiczeichner:innen und gilt als eine Vertreterin des ‚dokumentarischen Comics‘. Seit 2013 ist sie Professorin an der Hochschule Hannover und lehrt dort Zeichnung und Comic. Berühmt wurde sie 2009 mit ihrem autobiographischen Comic-Roman Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens, der in sieben Sprachen übersetzt wurde und zahlreiche Preise erhielt.

Ulli Lust ist ihr eigener Alter Ego, der durch das Vergehen der Zeit zu einem Alter Ego der Vergangenheit wird. Die Comic Zeichnerin versteckt sich nicht. Die einzige Distanz entsteht durch die Jahre und das Zeichnen des Charakters auf Papier.

Mia Oberländer (*1995) lebt seit 2015 in Hamburg. 2019 beendete sie mit der Graphic Novel ANNA ihr Studium bei Anke Feuchtenberger. ANNA wurde 2021 vom Zürcher Verlag «Edition Moderne» veröffentlicht und in mehrere Sprachen übersetzt. Er wurde mit dem Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung und einem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Weitere Arbeiten wurden in der deutschen Ausgabe von LE MONDE diplomatique, der französischen Tageszeitung Libération oder dem renommierten Schweizer Comicmagazin Strapazin veröffentlicht. Von 2020-2023 war sie Teil der künstlerischen Leitung des Comicfestival Hamburg.

Mit ihrem Alter Ego Anna erzählt sie eine Geschichte über drei Generationen in einem Dorf. Über Frauen die größer gewachsen sind, als die Gesellschaft es erlaubt. In ihren Panels zeigt sie, dass die Sicht der Welt nur aus Menschen und ihren Normen gemacht ist und Anna nicht nur großartig ist, sondern auch klug und witzig.

Malwine Stauss (* 1993)  lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist eine Mitbegründerin vom Squash-Kollektiv. Ihre Graphic Novel Hexen erschien 2021 beim Rotopol Verlag und kam auf die Liste der schönsten Bücher 2021.
Sie zeichnet unter anderem für den The New Yorker, das Zeit Magazin und die Süddeutesche Zeitung.

Malwine malt und zeichnet ihre Alter Egos nicht nur, sondern formt sie auch zu Keramikfiguren. Zu starken Charakteren, die von Freundschaft, Verletzlichkeit, Stärke, Sehnsüchten und Hoffnungen erzählen. Sie lösen beim Betrachten individuelle Graphische Erzählung aus.

Rahmenprogramm

Alter Ego - Charaktere und Narrationen entwickeln
Graphic Novel Workshop mit Janne Marie Dauer
am Samstag, 27.4.2024 von 11 bis 17 Uhr
Der Workshop ist leider schon ausgebucht.

Kuratorinführung mit Bernadette Gottlieb
am Mittwoch, 8.5.2024 um 18 Uhr

Finissage
am Sonntag, 9.6.2024 von 15 bis 17 Uhr

 

Die Ausstellung ist offizieller Teil des Satellitenprogramms des Festivals Comic Invasion Berlin

Alle Fotografien: Piotr Bialoglowicz